Klaus Maria Brandauer ist 80 (2024)

Seinen runden Geburtstag feiert Klaus Maria Brandauer am Donnerstag mit einer Festvorstellung im Burgtheater mit „Minetti“, Thomas Bernhards Abgesang eines alternden Theaterkünstlers. Die letzte Premiere am Burgtheater spielte der aus Altaussee stammende Schauspieler in der Saison 2013/14, als er in der vielschichtigen Regie Peter Steins als „König Lear" auf der Bühne stand.

Bühnen- und Leinwandstar

Seit die beiden einander kennengelernt haben, arbeiteten sie immer wieder miteinander: Auf Schillers „Wallenstein" in einer zehnstündigen Inszenierung am Berliner Ensemble (2007) folgte Kleists „Der zerbrochene Krug" (2008), Sophokles’ „Ödipus auf Kolonos" (2010 in Salzburg und Berlin) und Samuel Becketts „Das letzte Band" (2013 in Neuhardenberg). Zuletzt hatte sich der Bühnenstar, der das Theater zugunsten seiner Leinwandkarriere einige Jahre lang vernachlässigt hatte, jedoch rargemacht und war vorwiegend bei Lesungen zu sehen. Sein letzter Kinoauftritt reicht bis ins Jahr 2013 zurück, als er in Antonin Svobodas „Der Fall Wilhelm Reich" den exilierten österreichischen Psychoanalytiker und Wissenschaftler porträtierte.

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Geboren wurde Klaus Maria Brandauer am 22. Juni 1943 in Bad Aussee als Klaus Georg Steng, einziges Kind des deutschen Zollbeamten Georg Steng und seiner österreichischen Frau Maria (geb. Brandauer). Die ersten Jahre lebte er mit seiner Mutter und den Großeltern in Altaussee zusammen, seinen Vater lernte er erst mit sechs Jahren kennen, als dieser aus der Kriegsgefangenschaft zurückkam. Nach der Matura 1962 studierte er zwei Semester an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart und debütierte schon 1963 als Claudio in „Maß für Maß" am Landestheater Tübingen. Im selben Jahr heiratete er seine Jugendliebe, die spätere Filmregisseurin Karin Brandauer, die 1992 starb. Seit 2007 ist er in zweiter Ehe mit der Theaterwissenschaftlerin Natalie Krenn verheiratet.

Prinz, Jedermann und Romeo

1964 wechselte Brandauer ans Landestheater Salzburg und kam über Düsseldorf 1968 ans Wiener Theater in der Josefstadt, wo er u. a. in Fritz Kortners letzter Inszenierung als Prinz Gonzaga in Lessings „Emilia Galotti" (1970) mitwirkte. Eine „Jahrhundertbegabung" nannte Kortner den jungen Schauspieler, der in den Folgejahren im Burgtheater als „Don Karlos", als Ferdinand in „Kabale und Liebe" oder Fritz in „Liebelei" Grundsteine zu einer großen Karriere legte. Von 1983 bis 1988 verkörperte Brandauer den Salzburger Festspiel-„Jedermann". Er war gefeierter Star einer Reihe von Shakespeare-Inszenierungen von Otto Schenk, als Orsino in „Was ihr wollt", Petrucchio in „Der Widerspenstigen Zähmung" oder als Romeo. Die Fans pilgerten ins Burgtheater zu seinem „Tartuffe" (1981), zu seinem „Hamlet“ (1985). Immer wieder wurde Brandauer auch als Kandidat für eine Burgtheater-Direktion gehandelt.

„Großer Hexenmeister“ als Ausbildner

Als Regisseur debütierte Brandauer 1973 an der Josefstadt mit Shakespeares „Wie es euch gefällt". An der Volksoper inszenierte er 1996/97 Lehars „Land des Lächelns". Bejubelt wurde 1998 seine Uraufführung von Esther Vilars Zwei-Personen-Stück „Speer", in der er selbst den NS-Architekten verkörperte; zwiespältig wurde dagegen 2006 seine Inszenierung der „Dreigroschenoper" im Berliner Admiralspalast (mit dem Tote-Hosen-Frontmann Campino als Mackie Messer) aufgenommen. Für sein Debüt als Opernregisseur mit Wagners „Lohengrin" an der Kölner Oper 2006 kassiert er Bravo- wie Buhrufe. 1989 wurde er zum Kammerschauspieler ernannt, 1996 zum Professor für Rollengestaltung am Reinhardt Seminar, wo er als „großer Hexenmeister" (so seine Schülerin Birgit Minichmayr) wirkte und 2011 emeritierte.

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„Golden Globe“ für Nebenrolle

Filmangebote reizten den Bühnenstar lange Zeit nicht. Einzige Ausnahme blieb 1971 der US-Agententhriller „The Salzburg Connection" – bis ihn 1981 der ungarische Regisseur Istvan Szabo für die Titelrolle in der Verfilmung von Klaus Manns Schlüsselroman „Mephisto" über Gustaf Gründgens gewinnen konnte. Dem Erfolg von „Mephisto", der 1982 als bester fremdsprachiger Film mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, folgten hochkarätige internationale Angebote. In dem Bond-Streifen „Never Say Never Again" (1984) mimte Brandauer den Superbösewicht und Gegenspieler von Sean Connery – der ihn für diese Rolle angeblich sehr lange beknien musste. Für eine Nebenrolle in Sydney Pollacks „Out of Africa" erhielt er 1986 den „Golden Globe". Mit Szabo setzte er in „Oberst Redl" (1984) und „Hanussen" (1987) die Zusammenarbeit fort. Fritz Lehners „Jedermanns Fest" war 2002 der erste österreichische Film mit „KMB", „The Strange Case of Wilhelm Reich" von Antonin Svoboda der letzte.

Klaus Maria Brandauer ist 80

Der gebürtige Bad Ausseer Klaus Maria Brandauer feiert am Donnerstag seinen 80. Geburtstag. Seit 60 Jahren spielt er Theater, ein Weltstar wurde er auf der Leinwand. In den letzten Jahren war er vornehmlich bei Lesungen zu erleben.

Mit sich selbst in der Hauptrolle gab Brandauer mit „Georg Elser – Einer aus Deutschland" 1989 sein viel beachtetes Debüt als Filmregisseur. 1993 verfilmte er, wieder in Personalunion als Regisseur, Drehbuchautor und Darsteller, die Thomas-Mann-Novelle „Mario und der Zauberer". Im Fernsehen beeindruckte er etwa in Nikolaus Leytners Film „Die Auslöschung" an der Seite von Martina Gedeck als Universitätsprofessor, der eine späte Liebesgeschichte erlebt, aus der durch Alzheimer eine tragische Verlust- und Leidensgeschichte wird.

Preise für Lebenswerk

Seine eigene Lebensgeschichte hat Brandauer unter dem Titel „Das Schwerste ist am leichtesten" und „Bleiben tu’ ich mir nicht" veröffentlicht. 2014 brachte der „Standard"-Redakteur Ronald Pohl seine Brandauer-Monografie unter dem Titel „Klaus Maria Brandauer – Ein Königreich für das Theater" heraus. 2014 erhielt er den Nestroy-Preis für sein Lebenswerk, bereits 2010 die Platin-Romy. Das Filmfestival Diagonale würdigte ihn im selben Jahr mit dem Großen Schauspielpreis. Weiters wurde er beim Friedenspreis des Deutschen Films mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet. Die Jury lobte den österreichischen Schauspieler für seine Aura, seine physische Präsenz und seine zuweilen beängstigende Intensität.

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Lesung im Salzbergwerk

In seinem Heimatort Altaussee gab er eine Lesung im Salzbergwerk, auf einem Fluss mitten im See eines alten Salzstocks, das Publikum lauschte am Ufer. 1994 war er die Stimme des bösen Gegenspielers Pascal alias Claudandus des Katzendetektivs Francis im Animationsfilm „Felidae" nach dem Roman von Akif Pirincci. 1976 – zum Jubiläum „Tausend Jahre Babenberger in Österreich" – setzte er in der ORF-TV-Serie „Die Babenberger. Wir waren zwölf" Maßstäbe, die später offenbar nicht mehr erreicht werden wollten. Das an ähnlich gelagerte britische Vorbilder erinnernde Fernsehspiel in der Regie von Fritz Umgelter war von einer Lässigkeit und Frechheit bei gleichzeitig einfachem Mittelgebrauch, die das TV-Publikum be- bzw. entgeisterte – und Geschichte gut vermittelte. Brandauer spielte alle zwölf Babenberger Markgrafen, Sigmar Solbach alle deutschen Kaiser, Hannelore Elsner fast alle Frauenrollen – und sie hatten sichtlich Mordsspaß dabei.

In geballter Dichte ist Brandauer im Rahmen des Kultursommers Semmering zu erleben, wo er an drei Abenden im Kulturpavillon aus Werken von u. a. Dostojewski (7.7.), Sigmund Freud (5.8.) und Luis Bunuel (26.8.) vorträgt.

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